Über Konfuzius

Ähnlich wie die deutschen, italienischen und spanischen Kulturinstitute im Ausland tragen auch die Konfuzius-Institute als offizielle Bildungseinrichtungen Chinas den Namen einer international bekannten Persönlichkeit.
 

Wer war Konfuzius?

 

Konfuzius hieß eigentlich Kong Qiu 孔丘. Er stammte aus der Stadt Qufu im damaligen Staat Lu (heute Teil der Provinz Shandong) und lebte vermutlich von 551-479 v.Chr. Konfuzius ist die latinisierte Version des Namens Kongfuzi 孔夫子, wörtlich „Lehrmeister Kong“. Er wird heute in China üblicherweise einfach als Kongzi 孔子, „Meister Kong“, bezeichnet.
 
Konfuzius war ein Philosoph, dessen Lehren für die Geistesgeschichte Chinas von kaum zu unterschätzender Bedeutung sind. Seine Lehren wurden von seinen Schülern in den „Gesprächen“, dem Lunyu 论语etwa 100 Jahre nach seinem Tod zusammengefasst. Die Grundbegriffe seiner Lehren sind die Mitmenschlichkeit (ren仁), die Rechtlichkeit (yi 义), die Riten (li 礼) und die Kindespietät (xiao 孝). Seine Gedankenwelt drehte sich um das Streben des Einzelnen zum richtigen Denken und Handeln, das Zusammenleben in der Gesellschaft sowie die Position und das Verhalten des Herrschers.
 
Die Lehren des Konfuzius wurden unter der Han-Dynastie (206 v.Chr. – 220 n.Chr.) zur Staatslehre erhoben und blieben wichtigster geistiger Orientierungspunkt der chinesischen Eliten bis in das frühe 20. Jahrhundert. Die konfuzianischen Klassiker bildeten zudem den Kanon der chinesischen Beamtenprüfungen und ihre genaue Kenntnis war somit Vorbedingung für eine Tätigkeit im Staatsdienst und der Zugehörigkeit zur Gelehrtenschaft.
 
Mit der Krise zum Ende des chinesischen Kaiserreichs und der Abschaffung des traditionellen Prüfungssystems 1905 gerieten Konfuzius und seine Lehren ins Kreuzfeuer der Kritik. Konfuzius wurde zu einem Symbol für das alte China, das für den Aufbau eines neuen Landes überwunden werden musste. Diese Muster zogen sich von der chinesischen Revolution 1911 über die Vierte-Mai-Bewegung bis zu der Anti-Konfuzius-Kampagne von 1974.
 
Inzwischen ist Konfuzius wieder vollständig rehabilitiert und gehört auch bei der chinesischen Staatsführung wieder zu den gerne zitierten Klassikern des traditionellen Chinas. Die Benennung der chinesischen Kulturinstitute im Ausland ist sicher eines der wichtigsten Symbole für den heutigen Stellenwert dieses vielleicht bedeutendsten Philosophen Chinas.
 
Literaturhinweis: Konfuzius Gespräche, ausgewählt, übersetzt und kommentiert von Wolfgang Kubin, Klassiker des chinesischen Denkens Band 1, Verlag Herder, Freiburg/Breisgau 2011, ISBN 978-3-451-30501-6