Ferdinand von Richthofen: Der Erfinder der Seidenstraße?
Vortrag von Prof. Dr. Marcus Hernig: „Ferdinand von Richthofen: Der Erfinder der Seidenstraße?“
Datum: Do., 30. März 2023, 18:15 Uhr
Ort: Lennéstraße 6, 53113 Bonn (4. OG Raum 4001)
Mit freundlicher Unterstützung des Vereins DKS e.V. (Digital Silk Road).
Die Veranstaltung findet hybrid statt. Sie können sich am 30.03.2023 um 18:15 Uhr Online unter folgendem Link dazuschalten:
https://us02web.zoom.us/j/89712928303?pwd=aHBYQkpkYVdsU3ZUdjVqYW5uQk1Udz09
Ein deutscher Geograph schrieb den »ersten wissenschaftlich fundierten Originalbericht« über das Reich der Mitte und ebnete der von ihm so benannten »Seidenstraße« den Weg – es ist der Beginn der Globalisierung.
Über Ferdinand von Richthofen, der 1875 Professor für Geographie in Bonn wurde, wissen wir wenig. Marcus Hernig, seit Jahrzehnten mit China vertraut, erzählt von der Existenz dieses Mannes zwischen Forscherleidenschaft und Welteroberungsdrang.
Das jüngste Mitglied der preußischen Eulenburg-Expedition gelangte mit 27 Jahren erstmals nach Ostasien und Shanghai – doch herein nach China kam er nicht. Dennoch war sich Ferdinand von Richthofen sicher: Hinter den verschlossenen Türen lag die Herausforderung seines Lebens. Niemand hatte bisher das sagenhafte Reich der Mitte systematisch bereist und seine Bodenschätze erkundet. Dafür aber benötigte Ferdinand von Richthofen Geld.
Die Erinnerung an die alten Handelswege durch China und Zentralasien, auf denen seit Marco Polos Zeiten Seide transportiert worden war, inspirierte ihn. Die alten Routen mussten wiederbelebt und zu Handelswegen für die Industrienationen des Westens werden. Ferdinand von Richthofen entdeckte das magische Wort von der »Seidenstraße« wieder und ließ es 1877 in sein wissenschaftliches Werk einfließen. Die gewaltigen Bodenschätze und vor allem Kohlevorkommen Chinas versprachen Reichtum.
Es gelang Richthofen, Banken und die Europäisch-Amerikanische Handelskammer Shanghai von den wirtschaftlichen Möglichkeiten einer Erschließung Chinas zu überzeugen. Zwischen 1868 und 1872 wagte er sich immer tiefer in das damals im Westen noch weitgehend unbekannte Innere Chinas vor, bereiste 13 Provinzen und gab ihnen ein Abbild in Form von Karten.
Ferdinand von Richthofen hatte zwei Gesichter: das des passionierten Entdeckers und späteren Begründers der modernen Geographie an der Berliner Humboldt-Universität und das des imperial denkenden Deutschen, der für das gerade entstandene Kaiserreich neues Territorium erschließen wollte.
Marcus Hernig ist Professor an der Universität Shanghai für Wissenschaft und Technologie (USST) sowie Gastprofessor am Sino-German College of Postgraduate Studies der Tongji-Universität. In chinesisch-deutschen und deutsch-asiatischen Austauschprogrammen in Kultur und Bildung kann er auf vielseitige Erfahrung seit fast 30 Jahren zurückblicken und war in dieser Zeit u. a. für das deutsche Generalkonsulat in Shanghai und für das Goethe-Institut in Shanghai und Kyoto/Japan tätig. Von 2011-2014 leitete er das Deutsche Kulturzentrum/Goethe-Institut Kyoto. Derzeit ist Hernig neben seiner universitären Profession als Experte für China, Ost- und Südostasien, insbesondere zum Thema neue Seidenstraße, bei Germany Trade and Invest (GTAI) tätig.