26.06.2022

Konzert: Konfuzius und die neue Weltordnung

Konfuzius und die neue Weltordnung

Zeit: Sonntag, 26. Juni 2022, 19:00 Uhr

Ort: Kammermusiksaal im Beethoven-Haus Bonn

 

Konzertprogramm:

 

Haosi Howard CHEN: different anthems, 2022 (UA)
SHEN Ye: 们,你们可听见? , Leute, könnt ihr das hören?, 2022 (UA)
 

 

Guillaume Dufay: Je donne a tous les amoureux
Guillaume Dufay: Ne je ne dors ne je ne veille
Guillaume Dufay: Du tout m’estoie abandonné
 

 

Außerdem musikalische Weltvorstellungen aus dem alten und neueren China und Taiwan, Einführung: Dr. Hannes Jedeck

 

Erhu: Tzu-Ning LIAO
Sheng: Shao-Huan HUNG
Guqin: Pengpeng LI

 

SCHOLA HEIDELBERG | ensemble aisthesis
 

Leitung: Walter Nußbaum 

 

In Kooperation mit: Konfuzius-Institut Heidelberg, KlangForum Heidelberg

Gefördert durch: Bundesministerium für Kultur und Medien, NeuStart Kultur, Ernst von Siemens Musikstiftung, Baden-Württemberg Stiftung. 

 

Das Veranstaltungsplakat zeigt die sieben Saiten und den gewölbten Steg der Guqin 古琴. Die gerne so genannte “Literatenzither”, oft auch mit Konfuzius selbst in Verbindung gebracht, ist in China nicht irgendein Musikinstrument, sondern Symbol schlechthin für intime, unzweideutige Kommunikation verwandter Seelen und Individuen, immer an der Grenze zur Stille. Der Bonner Sinologe Dr. Hannes Jedeck wird diesen, und andere, Hintergründe zur Einführung in den Konzertabend mit dem Titel „Konfuzius und die neue Weltordnung I“ vertiefen, aber vor allem wird sie Entschlüsselungshilfe an den ebenso kompliziert wie originell verschachtelten Texten unserer Auftragskompositionen leisten, die sowohl im Zusammenhang transkultureller Bemühungen stehen. 
 
Wenn es um “Konfuzius und die neue Weltordnung” geht, fragen wir am 26. Juni auch nach der Diversität der Menschenbilder im globalen Vergleich, besonders aktuell manifestiert in der größtmöglich vorstellbaren transkulturellen Distanz, der Begegnung mit China. So bringt das Programm wesentliche Aspekte unterschiedlicher kultureller Begrifflichkeit und Ästhetik zum Ausdruck. Uraufführungen zweier Werke mittelbar oder unmittelbar chinesischstämmiger Komponisten werden mit Musik “unserer“ Renaissance verbunden, nämlich Chansons von Guillaume Dufay – allerdings erklingen diese hier unter Mitwirkung chinesischer Instrumente. Doch bereits zu Beginn der Veranstaltung werden wechselnde kleinere Publikumskreise in mehreren Räumen die seltene Gelegenheit haben, Erhu, Sheng und Guqin auch solistisch und aus nächster Nähe zu hören. 
 
Beide Komponisten unserer Auftragskompositionen stammen aus Shanghai, haben aber verschiedene musikalische Lebenswege eingeschlagen: 
 
Haosi Howard CHEN, geb. 1991, migrierte früh in die USA und studierte schließlich ab 2016 bei Wolfgang Rihm in Karlsruhe. Seine Komposition “different anthems” (verschiedenen Hymnen) für 5 Stimmen und 2 Instrumente verbindet in deutscher, englischer und lateinischer Sprache Bibeltexte mit solchen von Ovid und Henry David Thoreau und schließlich Gedichten von Hai Zi (1964–1989), dem schon vor seinem Freitod berühmtesten chinesischen Untergrunddichter seiner Generation. 
 
SHEN Ye wurde 1977 ebenfalls in Shanghai geboren, ist heute dort Kompositionsprofessor – und beendete die Partitur seines vierteiligen, ebenfalls vielsprachigen Werkes unter den widrigen Bedingungen des pandemiebedingten und (übrigens erst genau heute) beendeten Ausnahmezustands in seiner Heimatstadt, der ihm auch die persönliche Teilnahme an unserem Projekt nicht erlaubt. 
 
Bezeichnenderweise war “Leute, könnt ihr das hören?” als Gesamtwerk bereits konzipiert, als das KlangForum Heidelberg 2020 – wie in einem Zufallsfenster des kulturellen Lockdowns – den 1. Teil “Babel” im Rahmen des weiteren musikalischen Kooperationsprojekts mit dem Konfuzius-Institut und CATS mit dem Titel  “EINGESPERRT” zur Uraufführung brachte. In den seitdem entstandenen restlichen Werkteilen kommen nicht nur weitere Schauplätze, Figuren und Textebenen hinzu, – etwa aus dem Buch Hiob, aus dem babylonischen “Ludlul bēl nēmeqi” und aus der sumerischen Ninkasi-Hymne und aus dem Chinesischen -, sondern auch choreographische Elemente, Samples und Elektronik. 

 

 

 

Tickets zu 24€ / 18€ (KlangForum Mitglieder) / 6€ (Studierende) erhalten Sie an der Abendkasse oder Online bei Reservix 

 

KlangForum Heidelberg
Im KlangForum Heidelberg treffen sich Gestaltungsfreude und Virtuosität der Sänger der SCHOLA HEIDELBERG und der Instrumentalisten des ensemble aisthesis unter einem Dach. Die beiden Ensembles für zeitgenössische und Alte Musik begeistern das Publikum deutschlandweit, bei internationalen Festivals und als gefragte Gäste renommierter Konzertveranstalter. Mit der Konzeption eigener Konzertformate setzt das KlangForum Heidelberg neue, weitreichende Impulse im Verhältnis zwischen Musik und Gesellschaft.

 

ensemble aisthesis
Klangwelten mit den Sinnen verstehen: Das ensemble aisthesis, spezialisiert auf die Neue Musik des 20. und 21. Jahrhunderts, trägt die umfassende Wahrnehmung im griechisch inspirierten Namen. Unter der künstlerischen Leitung des Gründers Walter Nußbaum erarbeiten die bis zu 20 Instrumentalistinnen und Instrumentalisten ihr Repertoire, das von Klassikern der Moderne wie Schönberg, Webern, Boulez, Stockhausen und Lachenmann hin bis zu exemplarischen Werken der Romantik von Wagner oder Mahler reicht. Die Auftragskompositionen entstehen stets in direkter Zusammenarbeit mit den Komponistinnen und Komponisten.
Der historisch informierten Aufführungspraxis der Alten Musik widmet sich das aisthesis consort in den jährlichen Weihnachtskonzerten.

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Prof. Walter Nussbaum

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@Thilo Ross

Walter Nußbaum studierte Kirchenmusik und Dirigieren in Heidelberg und  Trossingen, war bis 1992 Kirchenmusiker an der Johanneskirche Heidelberg und lehrte danach bis 2015 Chorleitung und Dirigieren an der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover.

Er gründete 1992 die SCHOLA HEIDELBERG und das ensemble aisthesis.

Seine Schwerpunkte umfassen das Repertoire von der frühen Vokalmusik bis zu Vokal- und Instrumentalwerken von zeitgenössischen Komponisten. Durch Programme, die wie hörbare Labyrinthe den Hörer von Musik vergangener Epochen zur Musik der Gegenwart und wieder zurück führen, macht er Zusammenhänge der musikalischen Wahrnehmung ebenso wie kontrastierende Konstellationen sprechend. Den Veränderungen von Interpretation in Abhängigkeit von der Geistesgeschichte gilt sein besonderes Interesse.

Regelmäßige Uraufführungen (u.a. am Nationaltheater Mannheim, B. Lang Montezuma), Dirigate bei der Biennale Venedig, Luzerner Festspielen, Salzburg Biennale, Steirischer Herbst, Milano Musica, Musica viva München, Ultraschall Berlin, Wittener Tage für neue Kammermusik, Schwetzinger Festspiele, Tongyeong Festival u.v.a.. Wiederentdeckung des kompositorischen Oeuvres von René Leibowitz (Doppel-CD, Divox).