In den 1960er-Jahren erlangte das Wuxia-Genre seine künstlerische und kommerzielle Reife. Die berühmten Shaw Brothers, Runme Shaw und Runrun Shaw, feierten große Erfolge mit ihrem Studiosystem, das den gesamten Produktionsprozess kontrollierte, ein festes Darstellerensemble etablierte und einen unverwechselbaren Stil prägte. Sie legten damit den Grundstein für das, was bis heute als archetypischer Kung-Fu- und Wuxia-Film gilt. Unter ihrer Ägide entstanden unzählige Filme, die schließlich auch den Westen auf das Genre aufmerksam machten — die Kung-Fu-Filmwelle war geboren.
Aus dieser Welle trat ein Regisseur und Schauspieler hervor, der sie selbst begründet und entscheidend mitgeprägt hatte: King Hu. Für die Shaw Brothers drehte er 1966 den wegweisenden Wuxia-Klassiker „Come Drink with Me“ (dt. „Das Schwert der gelben Tigerin“) mit Cheng Pei-pei in der Hauptrolle. Trotz dessen enormen Erfolgs wandte sich Hu von den Shaw Brothers ab und setzte seine Filmkarriere zunächst in Taiwan fort. Mit den dort entstandenen Filmen „Dragon Inn“ und „A Touch of Zen“ schrieb er Wuxia-Film-Geschichte.
Was King Hu in „Come Drink with Me“ an Neuerungen andeutete, brachte er in „Dragon Inn“ und „A Touch of Zen“ zur vollen Entfaltung. Während letzterer mit seinem Fokus auf Elemente des Chan-Buddhismus die philosophisch-ästhetische Apotheose des Genres markiert, präesntiert sich „Dragon Inn“ als sein zugänglicherer, publikumswirksamer Gegenpol. Der Film erzählt die Geschichte von Loyalität und Verrat in einer Zeit politischer Umbrüche, doch seine wahre Innovation liegt in der Ästhetik: King Hu revolutionierte die Darstellung von Wuxia, indem er es mit Poesie, Rhythmus und einer neuen filmischen Sprache verband. Bemerkenswert ist außerdem die zentrale Rolle der weiblichen Nüxia-Figur Miss Zhu, die ihren männlichen Kampfgenossen in Sachen Kampfkunst in nichts nachsteht. Die Einführung beleuchtet King Hus prägende Rolle für das ostasiatische Kino, die Bedeutung von „Dragon Inn“ als politisches und kulturelles Werk, das Genre-Standards gesetzt hat, sowie die neuen Formen filmischer Bewegung, die bis heute in Actionkino weltweit nachwirken.
Fr, 16. Mai, 18 Uhr
Film: „Dragon Inn“
(Regie: King Hu, 1967, 111 Min., Original mit englischen Untertiteln)
Konzept und Moderation: Jan Bantel
Konfuzius-Institut Bonn e.V.
Giergasse 2
53113 Bonn
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